Tagesausflug nach Nazaré? Oder Kurzurlaub? Knapp 120 Kilometer von Lissabon entfernt, liegt der ca. 10.000 Einwohner große Fischerort Nazaré – für Touristen im Sommer ideal zum Baden und Chillen, im Winter Anziehungspunkt für Surfer aus aller Welt und Big Wave Watcher – so wie mich. Der kleine Fischerort ist beschaulich und überschaubar und ist schnell erkundet.
Von Ende Oktober bis Ende Februar können – mit etwas Glück und gutem Timing – haushohe Wellen mit bis zu 30 Metern Höhe am Küstenort Nazaré entstehen und bestaunt werden oder mutige und erfahrene Surfer reiten selbst darauf. Allerdings kommt es selten zu diesen massiven Riesenwellen, die entsprechend gefährlich sein können.
Eine sehr vereinfachte Erklärung zum Entstehen dieser Riesenwellen, die in aller Welt für Aufmerksamkeit sorgen und den Küstenort westlich des Atlantiks zu einem Mekka auf der weltweiten Landkarte für Bigwave-Surfer machen: Ein Unterwassercanyon, die größte Unterwasser-Schlucht Europas, mit einer Tiefe von 5.000 Metern und einer Länge von 230 Kilometern, sorgt im Zusammenspiel von Wind und Strömung für das Phänomen der Superwellen.
Praia do Norte ist der Strand an dem das Wellen-Spektakel stattfindet und wo – je nach Wind- und Wetterlage – mit einer Vorlaufzeit von ca. 2 Tagen internationale Surf-Wettbewerbe ausgetragen werden.
Der Strand Praia do Norte ist fußläufig entfernt vom Strandabschnitt Praia do Nazaré: Eine Fußgängerroute, ca. 2,5 Kilometer lang, Richtung Ortsteil Sítio, führt in luftiger Höhe entlang von Felsgestein zum roten Leuchtturm „Farol de Nazaré“, der auf der Felsfestung „Forte de São Miguel Arcanjo“ thront – von dort aus haben Ausflügler eine beeindruckende Aussicht und der Blick ist frei auf Felsen, Wellen, Strand und Surfer. In der Festung ist ein kleines Surfer-Museum beherbergt.
Wer den luftigen Aufstieg zum Ortsteil Sítio bequemer erreichen will, steigt in die Standseilbahn, den sogenannten Ascensor, ein Standseil-Lift, der die Steigung von 42% und über 100 Höhenmeter ohne Schweiß und Fluchen schnell überwindet. Aber mal ehrlich: Wer den Mount Everest besteigen will, steigt doch auch nicht in den Helikopter, oder? Aber das soll nur eine Randbemerkung sein.
Wer den Fußweg auf sich nimmt, wird im Rahmen von kleinen Pausen mit einer Aus- und Weitsicht auf Nazaré belohnt, die seinesgleichen sucht.
Damit Monsterwellen mit einer gewaltigen Kraft entstehen, müssen viele Kriterien zusammenspielen: die Jahreszeit, die Wettertemperatur, die Windrichtung, die Wind- und Wellengeschwindigkeit und Strömung. Es gibt gute Videos bei YouTube, die das exakt erklären.
Wer extra wegen den Monsterwellen nach Nazaré reist, sollte sich im Vorfeld über die zu erwartende Wellenhöhe erkundigen. Es gibt ein paar auskunftsreiche Webseiten, die informieren und geben Wetter- und Wellenprognosen ab.
Also: Tagesausflug oder Kurzurlaub? Ich empfehle mindestens ein bis zwei Übernachtungen in Nazaré, um ohne Hektik diesen bezaubernden Fischerort zu besuchen. Ob mit Wellen oder ohne: Nazaré ist ein Erlebnis.
Adresse und Standort: Nazaré, ca. 120 km von Lissabon entfernt, Portugal
Verkehrsmittel: ab Bahnhof Oriente mit dem Flixbus, 2 bis 3 Mal täglich nach Nazaré
Website für Wellen-Vorhersagen: www.surf-forecast.com oder www.magicseaweed.com